Freitag, 13. Februar 2009

Kulturschock in die andere Richtung: g'day Sydney

Hallo meine Lieben,

Schon laenger ists her, dass Ihr von mir gehoert habt, doch lasst Euch sagen: ich bin wohlbehalten in Sydney angekommen.
Der Tag der Abreise aus Neukaledonien war schwierig und dies aus mehreren Gruenden: Am Vorabend wurde ein Abschiedsessen fuer Alice, Melanie und mich gegeben und die Abschieds-Coutume wurde zelebriert. Am naechsten Morgen dann sollten wir mit einem Minibus, den Jenny beim Nickel mieten wollte zum Flughafen gebracht werden (Der Flughafen Tontouta liegt etwa 45 km ausserhalb der Stadt). Eigentlich wollten wir um 9 Uhr dort sein, der Bus kam allerdings erst um 09.15 Uhr... Wir 3, Jenny, Watta, Dede, Laloy (Dedes Frau), Anicelle, Mandy, Debora und Jenny (alles Enkelinnen von Jenny und Watta) duesten also los gen Flughafen. Nachdem wir eingecheckt hatten (mein Rucksack wog 27kg), wurde es dann aber erst richtig heftig: es hiess Abschied nehmen. Jenny haengte jedem von uns 2 Muschelketten um und es wurde wohl zu fest gedrueckt beim umarmen, denn ueberall flossen Traenen aus den Augen. Was bleibt ist die erinnerung an wunderbare Menschen und die Hoffnung, sie dort, am Flughafen von Tontouta, nicht zum letzten Mal gesehen zu haben.

In Sydney angekommen ging es als Erstes darum, eine Bleibe zu finden. Schnell hatten wir naemlich festgestellt, dass die Tante die uns die Wohnung vermieten wollte, irgendwie nicht ganz Helle war. Jedenfalls waere es zu umstaendlich und zu unsicher gewesen, auf diesem Plan zu beharren. Nach einem kuzen Telefonat und einem "just take a cab and come over, mate." haben wir nun ein grosses Zimmer in einem Hostel an der Coogee Bay Road, in einem richtig tollen Viertel. Sydney ist wirklich schoen, auch wenn uns das Wetter einige Streiche spielt. Wir versuchen, die Hektik dieser Grossstadt ein wenig zu umgehen, da der Schock nach dem beschaulichen Inselleben doch recht gross ist.

Uebermorgen fliegen wir hier wieder weg und wenn alles nach Plan laeuft, kommen wir am Dienstag um 11.30 Uhr in Basel am Flughafen an.

Bis dahin wuensche ich Euch allen alles Gute und freue mich auf unser Wiedersehen.

mit lieben Gruessen,

Euer Christian

Montag, 9. Februar 2009

Neukaledonien - Klappe die Letzte

Meine Lieben,

In einem unerwarteten Gefühl der Hochstimmung findet Ihr mich an meinem gewohnten Platz, in der heruntergekommenen Schenke eines ebensolchen Asiaten. Es ist jetzt 10 Uhr morgens und ich hatte eben mein langersehntes Interview mit Paul Wamo, einem Poetry-Slammer, dessen CD ich selbstverständlich mit nach Hause bringen werde.
Morgen fliegen wir nach Sydney. So banal sich dieser Satz liest, so gewichtig ist sein Inhalt. Zum einen verlassen wir eine Insel voller Erinnerungen und Menschen, die uns ans Herz gewachsen sind. Ungewiss, ob wir sie jemals wiedersehen und uns für Ihre unglaubliche Gastfreundschaft, die Wärme mit der sie uns aufgenommen und die Herzlichkeit mit der sie uns verabschieden werden.
Zum Zweiten wartet Sydney, eine Stadt die jeder von uns schon besuchen wollte und nun endlich Gelegenheit dazu bekommt. Der letzte Kontinent, den die westliche Welt entdeckt hat. Eine Stadt, die mehr als 100x mehr Einwohner hat als Nouméa, ein neuer Flecken Erde, den es für uns zu entdecken gilt.
Und zum Dritten kommen wir der Heimat wieder ein Stück näher. Kilometerweise nur sehr bescheiden, doch gefühlsmässig mit Siebenmeilenstiefeln. Versteht mich nicht falsch, ich bin froh, die Erfahrungen dieser Feldforschung gemacht zu haben und bereue nicht, mich für diese Insel am anderen Extrem unseres Erdballs entschieden zu haben. Doch nun ist es genug. Selbst die Kälte, die mich zu Hause erwartet und die Sorgen des Alltags schrecken mich nicht, den es bedeutet auch, Euch alle wieder zu sehen.

So schliesse ich diese Kapitel meines Lebens und hoffe Ihr hattet ein wenig Spass daran teilzuhaben. Ich danke Euch für Euer Interesse und all denen, die mir diese Reise ermöglicht haben. Und ganz besonders denen, welche sich darauf freuen, mich wieder zu sehen.

Sydney à demain, Bâle à bientôt, La Caledonie à ...

mit lieben Grüssen,

Euer Christian

Freitag, 6. Februar 2009

Flora, Fauna, Ferienzeit Teil III

Meine Lieben,

Der Exkurs unter obigem Titel neigt sich dem Ende zu. Unser heutiges Thema lautet: Neukaledonischer Alltag, oder: "während der Ferienzeit geschlossen".
Der Zeitpunkt unserer Forschung ist aus mehreren Gründen nicht ideal: Hitzeperiode, Regenzeit, Zyklongefahr, aber vor allem Ferienzeit. Während der Ferien keht ein Grossteil der Kanak-Bevölkerung auf die Herkunftsinsel zurück (Lifou, Ouvéa, Maré, Tiga, Île des Pines) und die Weisse Bevölkerung fährt in die Ferienwohnung "en brousse" oder zum Urlaub nach Übersee. Was die Polynesier machen entzieht sich meiner Kenntnis, ziemlich sicher wird dabei aber ein Schwein geschlachtet und komplett verzehrt. Die Folge davon ist, dass Nouméa, welches ohnehin schon kleiner als Basel ist, sehr spärlich bevölkert ist und sämtliche Öffentliche Gebäude gefühlte 20 Minuten pro Woche geöffnet sind. Der Dienstleistungssektor ist ein Widerspruch in sich. Noch nie wurde ich als Kunde so schlecht behandelt wie in der Hauptpost von Nouméa, als wir uns erdreisteten eine halbe Stunde (!) vor Feierabend (der um 15.45 Uhr war), noch SIM-Karten für unsere Mobiltelefone erstehen zu wollen. Und dann wollten wir auch noch Einzeln zahlen! Verrückt! Es scheint nicht ohne Grund, dass den Caldoches eine Arbeitsmoral vorgeworfen wird, welche weder mit Arbeit noch mit Moral etwas zu tun zu haben scheint.
Der Einfachheit halber schildere ich Euch nun einen "durchschnittlichen" Tag in unserer Familie hier:

Um ca. 07.00 Uhr Morgens steht man auf, weil man sonst im eigenen Schweisse zu ertrinken droht. Schlaftrunken stellt man sich unter die Dusche, welche zwar einen Knauf für kaltes und einen für warmes Wasser hat, doch zweiterer dient lediglich der Dekoration. Nach dem man sich, am Boden liegend, per Herz-Lungen-Massage selbst wieder belebt hat, (das Herz gewöhnt sich einfach nicht an das Wasser das 30° kälter als die Luft ist) stolpert man nach draussen um Lipton-Beuteltee (nicht mit Beuteltier zu verwechseln) und die obligate Baguette zu sich zu nehmen. Dazu gibt es gesalzene Butter, deren Schmelzpunkt bei 600° liegt, und hin und wieder exotische Marmelade.
Dermassen gestärkt wacht man auf und beginnt, die Umgebung wahr zu nehmen. Edmond, der 2. älteste Sohn hat bereits um 06.00 Uhr mit der Arbeit beim Nickel begonnen (er arbeitet als eine Art Techniker), Watta, das Familienoberhaupt war bereits Brot holen und am Strand spazieren. Jenny, die Mutter des Hauses düst so geen 07.45 Uhr ebenfalls zum Nickel, wo sie das Sekretariat schmeisst. Dédé, der Stammhalter ist entweder auf dem Fischerboot, oder so dieses wie im Moment kaputt, noch im Bett. Gleiches gilt für den jüngsten Spross des Hauses Qanune, der Qanune mit Vorname heisst. Also Qanune Qanune (24). Er verlässt den Platz vor dem Fernseher und der Playstation nicht einmal zum schlafen und wartet darauf, dass er nach Quebec (Kanada) studieren gehen kann. Dies wird noch diesen Monat der Fall sein.
Gegen Mittag kommt Jenny nach Hause und es gibt Reis + X (es ist erstaunlich wie oft man Reis essen kann, ohne dass einem der eigene Körper die Funktion verweigert). Edmond kommt um 14.00 nach Hause und hat Feierabend, Dédé und seine Frau Laloi, die in einem Hotel arbeitet, gegen Abend. In der Zwischenzeit sind wir mit Interviews oder deren Vorbereitung, lesen, langen Gespr¨chen mit Edmond oder Watta oder einem Abstecher in die Stadt beschäftigt. Gut zwischendurch gehen wir auch an den Strand, doch viel seltener, als Ihr, geneigte Leser, Euch das jetzt ausmalt.
Der Abend wird dann zumeist mit einem Nachabendbrötlichen (noch ein Neologismus!) Kartenspiel, Film, oder Gespräch abgeschlossen. Relativ früh gehts ins Bett, so man nicht gerade in ein sehr spannendes Gespräch vertieft ist.

Ihr seht also, dass wir hier durchaus fleissig sind und nicht unter Palmen in der Sonne liegen und Mangos essen. ;-)

Ich schliesse hier und erzähle Euch den Rest zu Hause, obschon ich noch mindestens einmal über Neukaledonien schreiben werde, bevor ich abreise.

mit lieben Grüssen,

Euer Christian

Mittwoch, 4. Februar 2009

Werbung in eigener Sache

Da nun doch offenbar einige diesen Blog verfolgen, möchte ich die Gelegenheit nutzen, für etwas anderes zu werben, was mir ungemein am Herzen liegt:

Wie Ihr wohl wisst, trainiere ich 2 Handballteams des GTV Basel. Nun haben sich die Damen aus der 2. Liga dermassen angestrengt, dass sie 5 Runden vor Schluss auf dem 1. Tabellenplatz liegen. Leider hält das Zuschaueraufkommen nicht mit mit den tollen Leistungen der Spielerinnen, weswegen wir immer wieder vor leeren Rängen spielen müssen. Aus diesem Grund, wollte ich Euch an dieser Stelle die Daten unserer 3 letzten Heimspiele durchgeben. Ihr findet sie auch unter www.weyer12.jimdo.com Ich und das ganze Team würden sich über jede und jeden freuen, der\die ein Spiel anschauen würde.

Donnerstag, 19.02.2009, GTV Basel - RTV Basel, 20.15 Uhr, Freies Gymnasium

Sonntag, 22.02.2009, GTV Basel - TV Brombach II, 14.00 Uhr, Freies Gymnasium

Donnerstag, 19.03.2009, GTV Basel - TV Möhlin, 20.30 Uhr, Freies Gymnasium

Das Freie Gymnasium befindet sich am Scherkesselweg, zwischen Karl-Barth-Platz und Ulmenweg. Gerade die beiden erstgenannten Partien versprechen Brisanz, sind das doch die beiden Teams, gegen die wir unsere beiden Einzigen Niederlagen der Saison kassierten.

mit lieben Grüssen,

Christian

Flora, Fauna, Ferienzeit Teil II

Hallo meine Lieben,

Ich melde mich nach längerer Abwesenheit zurück. Eigentlich wollte ich gestern schon schreiben, doch hier hat es 36 Stunden non-stop geregnet, so dass die Motivation sich ausser Haus zu begeben auf ein Minimum gesunken ist.
Nun aber wieder zum Thema der heutigen Stunde für wissbegierige Pendler:

Fauna des Neukaledonischen Archipels:

Da neben der Botanik auch die Zoologie nicht zu den Schwerpunkten meiner Forschung gehören, bin ich auch hier nicht sonderlich expertiös (ein Neologismus, ich weiss). Die grösste Artenvielfalt finden sich hier unterhalb des Meeresspiegels. Von Fischen, über Seepferdchen, Seeschlangen, Krabben, Krebsen und Langusten bis hin zu Dugongs (Seekühe) und Wale gibt es hier vieles zu sehen. Ich war ein bisschen schnorcheln, habe aber rechtsumkehrt gemacht als ich einen kleinen Riffhai gesehen habe (Laura P. Du verstehst was ich meine). An Land ist das ganze dann weniger spektakulär, abgesehen von den Flughunden und Meerschweinchengrossen Grasshüpfern die einen hier attackieren. Es gibt eine Vielzahl von Fliegen, Mücken und dergleichen und Gott sei Dank auch die dazugehörigen Geckos die sie und sämtliche Nachtfalter verspeisen. Von Schaben und Käfern habe ich bereits erzählt. Säugetiere gibt es ausser den Flughunden keine endemischen. Hunde, Katzen, Schweine (auch die Wilden), Hirsche und Rindvieh wurden allesamt eingeführt. Einzig, James Cook berichtet noch von Ratten die es bereits gab, als er ankam. Zudem gibt es noch Haufenweise Vögel von denen die wichtigsten der Notou (eine übergrosse Taube) und der Cagou ( ein flugunfähiger, weisser!, rabengrosser Vogel, der gleichzeitig Wappentier der Insel ist).

Was die grössten Säuger hier, die Menschen betrifft, so gibt es hier eine Ethnien-Vielzahl, die beeindruckend ist:

die Melanesier sind hauptsächlich durch die Kanak vertreten und machen einen Grossteil der Bevölkerung aus.

Die hiesigen Polynesier stammen hauptsächlich aus Wallis & Futuna und Tahiti.

Die Asiatischen Volksgruppen bestehen aus Vietnamesen, Javanern und Chinesen

Und die weisse Bevölkerung teilt sich auf in Caldoches (pejorativ, bezeichnet die hier geborenen Weissen) und in Zoreilles (ebenfalls pejorativ für Métropolitains, zugezogene Franzosen oder sonstige Europäer).

Über den Alltag erzähle ich Euch dann in der nächsten Session der Lach- und Sachgeschichten aus Neukaledonien.

Mit lieben Grüssen,

Christian

Sonntag, 1. Februar 2009

Flora, Fauna, Ferienzeit Teil I

Hallo meine Lieben,

Da ein Blog eine interaktive Angelegenheit und nicht ausschliesslich ein öffentlich zugänglicher Monolog meinerseits sein soll, bin ich über Anregungen jederzeit dankbar. So wünscht sich mein lieber Onkel und Pendler, dass ich Euch Flora und Fauna des Landes, sowie das Leben in der Hauptstadt näher bringen soll. Sein Wunsch sei mir Befehl:

Zur Flora:

Etwas allgemeines zusagen fällt schwer, da die Flora je nach Ort sehr variiert. Das Land wird von einer Bergkette in eine Nord- und eine Südprovinz geteilt, zu welchen sich noch die Îles de Loyauté (Ouvéa, Lifou, Maré und Tiga) gesellen. Nouméa, das auf der Hauptinsel (Grande Terre) liegt, gehört zur Südprovinz. Die Vegetation hier ist tropisch und besteht hauptsächlich aus Kokospalmen und anderen tropischen Gewächsen, deren Namen mir ehrlich gesagt nicht vertraut sind. Viele Blumen und das 2. grösste Riff der Welt runden diesen Eindruck ab. Mehr davon mit bildern, wenn ich wieder zu Hause bin.
Im Norden herrschen tiefe, schier undurchdringliche Wälder und Weideland für die eingeführten Rinder vor. Leider konnte ich das nicht mit eigenen Augen sehe, da nur Alice und Mélanie im Norden waren.
Die Inseln sind sehr verschieden, Lifou, auf welcher ich war ist unheimlich dicht bewaldet und von Korallenfelsen durchwachsen. Ouvéa gilt als die "Île la plus proche du paradis". Mélanie und Alice machen sich Morgen zu diesem Flecken auf, der aus nichts als traumhaftem Strand zu bestehen scheint. Ich kann die Reise leider nicht mitmachen, da ich einerseits noch Interviews in Nouméa machen möchte, mir andererseits aber schlicht das Geld für die Reise fehlt.

Gut, die Zeit ist schon wieder fortgeschritten. Teil 2 folgt in den nächsten Tagen.

Bis dahin, seid alle herzlich gegrüsst.

Euer Christian

Donnerstag, 29. Januar 2009

ça bouge, ça roule

Hallo meine Lieben,

Die Woche neigt sich ihrem Ende zu, die Temperaturen werden erträglicher und der Wind bläst stärker. Ich komme langsam wieder auf Touren und die Langeweile und Gleichgültigkeit weicht dem literarischen und forscherischen Ehrgeiz der mir scheinbar doch innewohnt. Gestern hatte ich ein tolles Interview mit Denis Pourawa, einem jungen Kanak-Autor, bei dem ich überzeugt bin, dass wir dereinst auch in unseren Breitengraden von ihm Notiz nehmen werden. Dieses Gespräch hat mich geradezu beflügelt und so wurde mein Schlaf auch nicht von der schmählichen Niederlage beeinträchtigt, die Jenny mir beim Kartenspielen zugefügt hat.
Alice und Mélanie sind inzwischen hier, was vieles erträglicher macht und auch die Familie schmiedet viele Pläne für uns. So werden wir nächste Woche einen Tagesausflug zum Phare Amédée machen, dem Leuchtturm; der sich auf einer Insel in etwa einer Stunde bOotsfahrt von Nouméa befindet.
Ansonsten werde ich versuchen, mich mit Paul Wamo und Pierre Gope zu treffen. Ob ich mich mit Jean Vanmai treffen will, weiss ich noch nicht, ebensowenig ob es möglich sein wird, mit Déwé Gorodé zu sprechen. Doch wir werden sehen.

Ich hoffe jedenfalls, dass es Euch allen gut geht und Ihr die kalte Zeit gut hinter euch bringt.

mit lieben Grüssen,

Euer Christian

Dienstag, 27. Januar 2009

Von Sternen, Sport und Mozzarella

Guten Morgen meine Lieben (bzw. bei Euch guten Abend),

Heute bin ich schon nicht mehr so negativ gestimmt wie beim letzten Mal. Ich versuche das Ganze mit Humor zu nehmen und ausserdem ist es ja schon (relativ) bald geschafft. Jenny (Gastmutter) meint in solchen Fällen stets: "Mais Christian, il ne faut pas te déséspérer; il y a toujours une belle étoile qui te guide." Amen ;-) Ausserdem kommen heute Alice und Mélanie, die beiden Exkursionsteilnehmerinnen welche mir am nächsten stehen, aus dem Norden zurück. Dann können wir zumindest wieder Karten spielen.
Gestern Abend war ich mit Watta (Gastvater) und dem ältesten Sohn der Familie, Dédé, bei einem Fussballspiel der höchsten Neukaledonischen Division. Der Tabellenzweite Magenta empfing den Dritten Lössi. Das Niveau war, gelinde gesagt, bescheiden. Zwar haben die Spieler von Magenta einen sehr ansehnlichen, technisch versierten Fussball gespielt und Lössi hatte ein echtes Tier als Mittelstürmer, doch mitdem Toreschiessen haben sies hier nicht so wirklich. Am Ende eines Spiels mit etwa 20 hochkarätigen Chancen, ging Magenta als 2:0 Sieger vom Platz. Immerhin: Da niemand an der Kasse war, mussten wir nix bezahlen. (Gut, der Eintritt hätte 100 Francs Pacifique gekostet, was ungefähr 1.25 CHF entspricht. Dafür war die Überraschung gross als das Spiel zu Ende und sämtliche Ausgange verschlossen waren. Es kam wiees kommen musste und das eine Tor wurden von einem Teil der Zuschauer unter dem tosenden Applaus der anderen aufgedrückt. Die Stimmung beim Spiel war enorm friedlich und keineswegs aggressiv, der Abend ziemlich gelungen.
kommen wir nun zum im Titel versprochenen Mozzarella. Ich muss hier vorausschicken, dass wenn hier Kase aufgetischt wird, es zumeist französischer (!) Emmentaler ist, der grauenvoll schmeckt. Ic ging also gestern einkaufen um mich ein wenig an den horrenden Lebenskosten zu beteiligen und als ich bim Käseregal angelangte, sah ich doch tatsächlich den echten, unverwechselbaren, wohlschmeckenden und originalen Santa Lucia Mozzarella, den auch wir kennen und lieben. Einen kurzen Moment dachte ich darüber nach, eine Pizza zu fabrizieren, als ich den Preis sah: 250 Gramm (nicht Kilo) kosteten 1200 Francs Pacifique, was ungefähr 15 CHF entspricht. Ich verzichtete dankend, kaufte ein paar Joghurts, 2 Packungen Teigwaren (à 500 Gramm), 3 Saucen, etwas Edamer, eine Baguette und einen kleinen Eistee. Als ich den Laden verliess, war ich um 40 CHF ärmer und das Ganze wurde an einem einzigen Abend verschlungen. (Dazu gab es noch einen ganzen Fisch).
Ihr seht, ich werde an Erfahrung reicher, doch an finanziellen Mitteln bar nach Hause zurück kehren.

mit lieben Grüssen,

Euer Christian

Sonntag, 25. Januar 2009

Tagebuch eines Verlorenen

Liebes Tagebuch,

Als ich heuteMorgen, kurz vor Acht, das Haus verliess um mich auf den Weg zur Busstation zu machen, überkam mich unverhofft ein erhabenes Gefühl von Freiheit. Dieses Gefühl hielt jedoch gerade einmal 10 Minuten an, bis ich von einem Regenschauer überrascht und merklich abgekühlt wurde. Ich bin hier auf einer Insel gestrandet, welche gemeinhin als "paradiesisch" beschrieben wird. Und es trifft auch insofern zu, als es sie gibt, die traumhaften Strände, die verborgenen Lagunen mit Wasser in allen erdenklichen Variationen von Blau und Grün. Es gibt sie, die märchenhaften Wälder, die Heimat sind so mancher wunderschönen oder grauenerregenden Geschichte. Sie sind da, die Palmen vollbehangen mit Kokosnüssen, die Mangobäume und Bananenstauden. Doch was ist mir das alles, wenn ich es mit niemandem teilen kann der mir lieb und teuer ist? Wie oft dachte ich "Ach wäre er doch hier" oder "Könnte sie das bloss sehen"! Doch es bleibt beim undankbaren Konjunktiv.
Das Leben hier verläuft in traumwandlerischem Trott; man lebt vor sich hin,ohne jemals etwas zu erreichen, ohne jeglichen Ehrgeiz. Und wie soll man es ihnen verdenken? Kaum jemand nimmt Notiz von dieser Insel, kaum jemand kennt sie überhaupt. Und so verwundert es nicht, dass von allen Träumen die geboren werden, mehr von diesem Eiland wegführen, als zu ihm hin.
Das Paradies ist schön und gut, doch muss man es fern von seinen Lieben erdulden, ist es der Hölle näher als dem Himmel.
Doch genug, ich werde versuchen in der Arbeit und der Lektüre wiederzufinden was ich bereits verloren glaubte: mich selbst. Nur dadurch entkomme ich der Eintönigkeit des Alltags und der Sehnsucht nach der Heimat.
So schliesse ich hier und hoffe es geht Euch allen gut. Und die Moral von der Geschichte: Ehe ihr vom fernen Paradiese träumt, schafft Euch lieber Euer eigenes Paradies, es ist viel schöner.

mit lieben Grüssen,

Euer Christian

Donnerstag, 22. Januar 2009

Von einem der auszog Getier zu essen

... und bislang enttäuschtwurde :-(

Meine Lieben,

meine liebe Freundin Laura P. aus B. bezeichnet meine Feldforschung gerne als "Abenteuerreise ins Maniokland" und da liegt sie nicht ganz falsch. Neben Reis, den es jeden Tag gibt, habe ich hier schon Maniok, Yams, Süsskartoffeln, Kochbananen, Kokosnüsse, Mango, Papaya, Corosol, Teigwaren, Glasnudeln, Kartoffeln, Bananen und Zuckerrohr gegessen, dazu noch einige Gräser, dieman zur Suppenzubereitung oder als Salat essen kann. Wie ihr seht bin ich auf der Vegi-Ebene sehr auf meine Kosten gekommen. Etwas anders schaut es auf der Liste der ehemals lebendigen (ja ich weiss dass Pflanzen genaugenommen auch leben) Nahrungsmittel aus:Grundnahrungsmittel sind hier importierte, gefrorene Pouletschenkel, welche man in der Kiste à 10kg kauft. Fisch gab es auch schon, da war ich sehr zufrieden. Auf Lifou dann gab es sanglier, was kein Wildschwein wie bei uns ist, sondern eher ein ausgewildertes Hausschwein bezeichnet, sowie cerf, also Hirsch. Was mir bislang vorbehalten blieb, sind die exotischen Genüsse der Insel: Collier blanc, Notou (beides eine Art grosser Tauben), Schildkröte (weiss nicht ob ichs essen würde), Hund (würde ich sicher nicht essen), Hai (wenn die riechen, dass ich einen der ihren gefressen habe werden sie allesamt Reissaus nehmen), sowie Roussette (Flughund). Hier hört man nur das Besteüber den Geschmack der flauschigen Tierchen. Doch was noch nicht ist, kann ja noch werden, nicht wahr ;-) Mensch wurde bislang auch noch nicht aufgetischt, wobei, wenn ich sehe wie die uns hier mästen... Nein nein, Spass beiseite, das Einzige was mich hier wirklich ein wenig beunruhigt, ist die Möglichkeit eines Zyklons (Nicht zu verwechseln mit Zyklop). Sollte tatsächlich einer vorbeischauen (ein Zyklon, kein Zyklop), hoffe ich, dass ich noch vorher einen Flieger nach Australien kriege. Doch macht Euch keine Sorgen, 1. ist momentan keiner in Sicht, 2. wäre ich auch hier relativ sicher und mein Leben nicht in unmittelbarer Gefahr.

Gut, soviel für Heute.

Ich schicke Euch allen liebe Grüsse und freue mich schon jetzt darauf, wieder zurück zu kommen.

Euer Christian

Montag, 19. Januar 2009

Back in Nouméa

Hej meine Lieben,

Zunächst Danke an die Verwandtschaft für die aufmunternden Worte, die kann ich tatsächlich gebrauchen. Ich bin jetzt zurück in Nouméa und wurde vom Zoll herzlich empfangen. Alex und ich wurden freundlich aber bestimmt zur Seite gebeten, worauf unser Gepäck zerpflückt und auf Marihuana durchsucht wurde. Da rächte es sich, dass wir schlecht geschlafen hatten und ein kleines Kind die gesamten 40 Minuten des Fluges durchbrüllte. Für den Moment ist nicht geplant, dass ich noch weiter in der Gegend rumreise, sondern dass ich in Nouméa bei Jenny und Watta bleiben werde. Hier fühle ich mich auch am wohlsten, da sie uns wie ihre eigenen Kinder aufgenommen haben, uns überall hin mitnehmen und man abends noch lange mit ihnen diskutieren kann. Sie sind überhaupt sehr offen und haben einen sehr kritischen Blick auf die eigene Gesellschaft und insbesondere die Entwicklung der Kanak-Kultur. Edmond, der zweitälteste Sohn hat gestern erzählt, dass ihm auf Lifou, der Heimat-Insel der Familie, die Tränen gekommen seien, als er mit den Jungen dort zusammen sass. Er sagte er sehe die Werte ihrer Kultur verschwinden und dass die Gemeinschaft immer mehr dem Individualismus weiche und der Respekt untereinander und besonders den Älteren gegenüber immer mehr schwinde. Ich kenne das irgendwoher... Die Familienstrukturen hier sind anfangs schwer durchschaubar und gewisse Dinge für uns schwer verständlich (das Adoptionssystem beispielsweise), doch ist hier das Blut noch immer stärker als Wasser. Noch. Jenny, welche einen guten Job beim Nickel hat, sorgt sich hingegen über den Mangel an jungen Kanak mit akademischer Bildung, die aber nötig ist, wollen sie der Konkurrenz aus Frankreich oder den einheimischen Polynesiern trotzen. Überhaupt scheint es nicht allzu gut um die Kanak zu stehen, doch möchte ich noch warten, ehe ich ein endgültiges Urteil fällen will. Solange es aber Menschen wie die Familie Qanune gibt, dürfen wir durchaus an das Gute im Menschen glauben und das stimmt mich positiv.

Auf bald, Ihr Lieben,

Euer Christian

Samstag, 17. Januar 2009

Ok, bin wieder da

Meine Lieben,

Verzeiht den vorherigen Ausbruch, ich stehe etwas neben mir. Eine Woche auf einer Insel zu verbringen, ohne auch nur einmal Fisch gegessen zu haben, keine Möglichkeit zur Fortbewegung zu haben und meilenweit vom Meer entfernt zu sein, das war etwas viel verlangt. Es geht mir aber schon besser und das vorhin war lediglich die Verarbeitung dieser traumatisierenden Erfahrung.

Morgen fliege ich nach Nouméa zurück und versuche wieder auf den Teppich zu kommen. Dann melde ich mich wieder.

Ich denke an Euch und danke für Euer Interesse.

mit lieben Grüssen,

Euer Christian

Vom Leben auf einer Südseeinsel, seinen Tücken und den Mücken

Lieber Robinson Crusoe,

Ich ziehe den Hut, nein ich verneige mich vor Dir. Du warst lange langelange Zeit auf einer Insel und es dauerte ziemlich lange bis Du völlig durchgeknallt bist... Ich bin jetzt schon reif für die Klapse. Hätte ich einen Volleyball wie Tom Hanks in Cast away, ich würde nicht nur mit ihm sprechen, nein ich würde ihn zu meinem König machen und ihm ein Schloss bauen. Ein Schloss mit allen Schikanen: Türme, Schiessscharten, ein Wassergraben, eine Hängebrücke und darin 100 Schlafzimmer mit handgeknüpften Gardinen. Wenn ich fertig wäre, würde ich zur Zugbrücke hinausmarschieren und einen Mechanismus auslösen, der sie hinter mir wieder hochziehen würde. Ehrfürchtig würde ich vor dem Schlosse stehen und mir denken, wie gut es König Volleyball doch hat und wie unwürdig ich Seiner als Untertan doch bin. Danach würde ich mich splitterfasernackt ausziehen und schreiend in den Dschungel rennen...

Lord of the Cockroaches

Wer kennt sie nicht: zumeist nutzt sie die Schatten der Nacht, um auf leise raschelnden Sohlen unbemerkt an Dir vorbei zu schleichen. Sie ist hinterhältig und bösartig. Ihr Ziel: die Weltherrschaft. Namen hat sie viele: cockroach, cafard oder gemeine Kakerlake. Sie ist mein erklärter Feind, sie steckt hinter der Achse des Bösen. Diesem Genozid bin ich mit wehenden Fahnen beigetreten. Die erste erschlug ich mit einer gefüllten Cola-Flasche, nachdem sie dummerweise über meinen Arm gehuscht war, die zweite, ihre Tochter, liess ich am Leben um ihrem Stamm zu erzählen, was ihnen blüht wenn sie meinen Dunstkreis betreten. Kurz darauf das nächste Opfer: beim voyeuristischen Versuch, mich beim duschen zu beobachten, wurde Ihre Seele von einer Badematte hinweggefegt. Damit war vorerst Ruhe im Bezirk Rivière Salée in Noumea. Doch kaum auf Lifou angekommen, schickte der Stammesführer der Bestien seine Schergen los, den Tod ihrer Verwandten auf der Grande Terre zu rächen. Doch ich war vorbereitet. Zwei fanden den Tod durch eine Überdosis Nivea-Deodorant; ihre Leichen wurden zur Abschreckung und als Mahnmal vor der Hütte aufgebahrt. Die dritte kam zu Tode, weil sie das Buch, welches Peter hinterlassen hat, nicht kommen sah... Ihr seht, Brut des Teufels, ich werde Euch vernichten und ja, ich bin mir sicher, dass Ihr Internet benutzt. Auf dieser Welt ist nicht genug Platz für Euch und mich, also seid gewarnt.

Euer schlimmster Albtraum, Christian der Erbarmungslose

Jäger des verlorenen Schatzes

Meine Lieben!

Ihr wisst: durch meine Adern fliesst Abenteurerblut! Deswegen war vorgestern ein ganz grosser Tag, auch wenn er schlecht begann, doch der Reihe nach:

Richard, der jüngere Bruder unseres Gastgebers Ninié in Kumo auf der Insel Lifou, kam uns abholen. Die Information unseres Begleiters Peter dazu: wir fahren an den Strand. Super! Ich also sofort die Badehose montiert und die in Nouméa erstandenen Schlappen an die Füsse (Nein, keine Flip-Flops, lieber sterbe ich). Ab auf die Ladefläche des Pick-Ups und los geht die Fahrt! Eigentlich hätte ich schon stutzig werden sollen, als wir auf einen Pfad in den Dschungel (den von Weg oder gar Strasse kann hier nicht die Rede sein) einbogen und diesem eine halbe Stunde lang folgten, bis er plötzlich und mitten "dans la brousse" (wie hier der Urwald genannt wird) zu halten kam. Als wir dann ausstiegen und mir eine Machete in die Hand gedrückt wurde, läuteten die Glocken dann endgültig. Doch zu spät... eine geschlagene Stunde lang kämpfte ich mich nun also über Stock, Stein und Korallenfelsen und wetzte mir die Schlappen von den Füssen. Doch es war es wert: zunächst führte uns Richard in eine unterirdische Grotte, wo man Trinkwasser finden konnte. Danach ging es zum Fischen mit einer für uns "primitiven Schnur" an der ein Gewicht, ein Haken und daran ein Stück Krabbe befestigt war. Gleich im ersten Versuche, also nach etwa 2 Minuten (!) zog er an dieser primitiven Schnur einen stolzen blauen Fisch mit blauen Punkten aus dem Wasser (einen bleu-bleu). Daraufhin wurden wir in eine einsame Bucht geführt, wo wir ungestört baden konnten und zum Abschluss gings noch auf die Jagd. Leider erwischten wir keine Roussettes (Flughunde), dafür aber 2 collier blancs (eine Taubenart).

Ihr seht, es war jede Menge los. Gut, ich muss Schluss machen, sonst geh ich Pleite.

Auf bald meine Lieben,

Euer Christian

Ja, ich bin noch am Leben

Hallo meine Lieben!

Unkraut vergeht nicht, deswegen schreibe ich Euch jetzt aus dem Neukaledonischen Dschungel wo ich endlich wieder eine Internetverbindung habe. Momentan befinde ich mich auf der Insel Lifou, die geneigten Leser meines Blogs werden nun mit Recht stutzig und sich fragen: Moment, sollte unser tapfrer Recke nicht auf der kleinen aber feinen Insel Tiga sein und den Pastor Wanir Wélépané interviewen? Ihr fragt mit Recht, denn das lief so: nachdem wir unsere Flüge gebucht hatten, kam die Nachricht dass der Pastor diese Woche doch keine Zeit für uns habe, da er eine 40 köpfige Kirchendelegation aus Koné (im Norden der Hauptinsel gelegen) empfangen muss. Gut, wir ändern also den Plan und verbringen die erste Woche auf Lifou, bei einem Neffen unseres Gastgebers in Nouméa. Hier werden wir (d.H. Peter, Alex und ich) in einer traditionellen Case einquqrtiert und es kommt so richtig Indianerstimmung auf. Man fühlt sich ein wenig wie in einem Tipi, einfach solider gebaut. Allerdings stellt sich mir hier immer öfter die Frage, ob es rechtens ist, was wir hier tun, nämlich ständig auf die Gastfreundschaft der Leute hier zu bauen, die kulturell bedingt, praktisch dazu verpflichtet sind, uns zu beherbergen. Dazu aber später mehr. Lifou ist eine Insel mit etwa 10'000 Einwohnern, die uns alle kennen. Wieso, dazu die 32'000 Euro-Frage ohne Netz und doppelten Boden:

Wen oder was rammte unser Dozent Peter Lindenmann, mit einem von unserem Gastgeber extra für uns gemieteten Auto? ( Der Schreiber dieser Zeilen sass als Zeuge im Auto)

a) die gescheckte Kuh des Bürgermeisters von Wé b) die Gummibärenbande

c) die sturzbetrunkene Schwester von Gérard Dépardieu d) das Polizeiauto von Xépénéhe

Ja, ihr fürchtet richtig: d) ist die Antwort....

Ihr seht, auch hier läuft einiges. Ich liefere Euch noch weitere Geschichten, werde sie aber aus Darstellungsgründen als neue Posts veröffentlichen.

Ach ja, Ihr fehlt mir alle sehr (ja ich weiss mehr oder weniger wer den Blog liest)

Liebe Grüsse,

Euer Christian

Mittwoch, 7. Januar 2009

Das laeuft ja wie am Schnuerchen

Meine Lieben!

Noch immer bin ich in Nouméa, noch immer trinke ich um mein Leben (ich habe das Gefuehl pro Minute einen halben Liter Wasser zu verlieren und das hat mit Inkontinenz nichts zu tun). Gestern waren wir endlich im Centre Culturel Tjibaou, unsere Kontaktstelle hier was die Kultur der Kanak angeht. Ich habe weitere Buecher gekauft (und somit bald 300 CHF dafuer ausgegeben) und von Edmond, dem zweitaeltesten Sohn der Familie und einer Art King Julian/Ali G. Neukaledoniens und witzigster Gauner der Insel, einen Crashkurs in Kanak-Tradition gekriegt, hoechst interessant und nuetzlich.

Morgen ist es dann soweit: ich habe mein erstes Interview mit Dany Dalmayrac, einem lokalen Schriftsteller und Tausendsassa, dessen neustes Buch ich somit bis dahin lesen sollte. Er gilt hier ein wenig als Schwaetzer und ist keiner der ganz grossen Literaten hier, aber als Einstieg wohl ideal, da er auch viele Kontakte hat.

Am Montag fliege ich dann zur Insel Tiga, wo ich eine ganze Woche im Haus von Wanir Wépénélé wohnen darf. Er ist ehemaliger Pastor und eine Art grauer Eminenz was die Neukaledonische Literatur betrifft. Ansonsten noechte ich mich noch mit der Schriftstellerin Dewé Gorodey, dem Slam-Poeten Paul Wamo, sowie dem Dramatiker Pierre Gope treffen. Ich habe zumindest schon jeweils jemanden gefunden, der fuer mich bei den Dreien ein gutes Wort einlegen kann.

Alles laeuft also soweit Bestens, doch waere ich nicht ich, wenn ich nicht mehrere Boecke pro Woche schiessen wuerde. Und Ihr waert nicht Ihr, wolltet Ihr davon nicht hoeren ;-) nun denn:

Bock Nr. 1: Wenn man hier zu jemandem nach Hause geht, macht man "la coutume". Das ist alles sehr formell und zeremoniell und laeuft wie folgt ab: Der Gast legt eine Gabe auf den Tisch (zumeist Stofftuecher, einen Geldschein und in unserem Fall Schokolade) und haelt eine kurze Rede, in welcher er dem Gastgeber dankt, aufgenommen zu werden, sagt woher er kommt, etc. Danach nimmt der Gastgeber das Geschenk an und haelt zumeist eine Gegenrede, in welcher er das Geschenk verdankt. Waehrend diese Ablaufs ist es mucksmaeuschen still und alle Beteiligten schaue irgendwie betretn zu Boden und versuchen, keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Soweit, so gut. Ich fuer meinen Teil habe es geschafft, eine solche Zeremonie zu stoeren, in dem ich hinzu kam, nicht schnallte was laeuft, weil sie nicht franzoesisch, sondern eine ihrer Sprachen sprachen, und laut mit dem Baby spielte... Sie haben mir wohl verziehen weil ich ein unwissender Europäer bin ;-)

Im zweiten Fall hat Jenny, unsere Gastmutter, mir gesagt ich müsse unbedingt mit dem Besitzer einer Buchhandlung sprechen, den sie kennt, da er alles über die lokale Literatur wisse und jeden kenne. Ich also auf nach Nouméa und kaum stehen wir vor einer Buchhandlung, sagt Peter (unser Betreuer), das sei besagte Buchhandlung. Ich gehe also rein, überfalle den schüchternen Inhaber mit der Begründung wir hätten in Jenny eine gemeinsame Bekannte und er solle mir doch bitte sofort seine Telefonnummer geben, damit wir einen Termin für ein Interview ausmachen können. Kaum zu Hause erzählte ich Jenny von meiner Heldentat, worauf sich herausstellte, dass es die falsche Buchhandlung war...

Ihr seht, auch am anderen Ende der Welt springe ich mit Anlauf in die aufgestellten Fettnäpfchen. Doch genug für heute.

Ich hoffe es geht Euch allen gut und Ihr habt das neue Jahr gut begonnen.

mit lieben Grüssen und auf bald,

Euer Christian

Montag, 5. Januar 2009

Kein Wunder gab es hier Kannibalen - hier wird man langsam geschmort und im eigenen Saft gekocht

Meine Lieben,

Offenbar wurde mein Blog vom Flughafen in Sydney nicht veroeffentlicht, hoffen wir es laeuft jetzt besser. Ich sitze in Nouméa; wo momentan eine Temperqtur von etwa 35° und eine gefuehlte Luftfeuchtigkeit von 1`000 000 % herrscht. Nach der langen Reise kqmen wir erschoepft in Nouméa an und wurden sogleich herzlich in Empfang genommen. Jenny und Edouard, bei denen ich lebe, sind ungemein liebenswuerdige Menschen, die die Gastfreundschaft hoch schaetzen. Wir wurden aufgenommen wie Familienmitglieder und und wird jeder Wunsch erfuellt. So wird einem die Distanz zu seinen Lieben erleichtert und der Kulturschock leichter verarbeitet.
Die Eindruecke, die ich in der kurzen Zeit sammeln konnte, in welcher ich nun hier bin sind unbezahlbar. Ich habe schon jetzt eine Unzahl grossartiger Menschen getroffen, deren Freundlichkeit und Offenheit mich tief beruehrt. Es wird einem wo immer moeglich geholfen und die Fanilienbande sind sehr stark. Bislang ist es uns noch nicht gelungen, einen Stammbaum, oder gar ein Soziogramm aller Personen zu erstellen, welche wir getroffen haben, doch dafuer ist ja noch Zeit.

Heute habe ich Geld ausgegeben wie ein Weltmeister: zunaechst fuer die Flugtickets zu den Inseln Tiga und Lifou, auf welchen ich die kommenden 2 Wochen ab dem 12. verbringen werde, danach fuer Buecher zu meinem Thema, welche ich in Europa nicht kaufen konnte.

Zu den Eindruecken gehoert natuerlich auch das Essen und ich kann Euch sagen: es schmeckt grossartig. Yams, Suesskartoffeln, Reis und Salat, dazu Huehnchen, Schwein und Fisch. Gestern beispielsweise habe ich zum ersten Mal in meinem Leben gebratenen Thunfisch frisch aus dem Pazifik gegessen: herrlich ;-)

Bevor ich fuer heute schliesse, muss ich aber auch noch erwaehnen, was mich hier zutiefst bedrueckt hat: der latente Rassismus, welchen man hier ueberall antrifft. Caldoches und Kanak erinnern an Buren und Schwarze in Suedafrika zu Zeiten der Apartheid. Umso eindruecklicher ist das Ganze, wenn man wie ich in einem gemischten Quartier (rivière salée) in einer Kanak-Familie lebt...

Doch genug fuer heute, sonst bin ich gleich pleite. Das Preisniveau hier ist fast hoeher als in der Schweiz. Entschuldigt meine holprige Ausdrucksweise, doch die Tastatur hier ist furchtbar.

Ich hoffe es geht Euch allen gut und ihr habt mich noch nicht vergessen.

mit lieben Gruess und à bientôt,

Euer Christian

Freitag, 2. Januar 2009

Zivilisation? Hier wird Dir ins Gesicht gelogen!

Hej meine lieben,

Ich bin am Flughafen von Singapur und habe noch 5 Min zum Schreiben. Also, wir dachten eigentlich dass wir gestern auf den 23.30 Uhr Flug der Qantas nach Sydney koennten, da uns dies die Lufthansa schriftlich bestaetigt hatte. Als wir aber einchecken wollten wies man uns mit der Begruendung ab, der Flug sei bereits jetzt mit 12 Personen ueberbucht und die Lufthansa haette diese Plaetze niemals reservieren duerfen. Nun gut mit letztem Einsatz und nahe an einem neuen Langstreckenlaufweltrekord (tolles Wort) schafften wir es dann noch auf die Lufthansa-Maschine, welche uns hier nach Singapur brachte und von der wir nun wieder auf eine Qantas-Maschine nach Sydney umsteigen werden. Ihr seht, der Dschungel hat uns frueher als erwartet erwisch und fuer Spannung ist gesorgt. Time s up, ich melde mich hoffentlich bald wieder.

mit lieben Gruessen,

Christian

Donnerstag, 1. Januar 2009

Frankfurt by Night

Meine Lieben,

Wo erwartet Ihr mich? In Singapur? Sydney? Noumea? Weit gefehlt, ich sitze im Sheraton Hotel in Frankfurt am Main. Wie kommts? Nun ja, da Frau Holle nachholen wollte was sie an Weihnachten kläglich verguselte, war in Z-Stadt nur noch eine Start- und Landebahn frei, weswegen wir erst mit etwa 1,5 h Verspätung starten konnten. Der Pilot holte alles aus der Maschine raus und ich hörte nebst dem Engelschor die Schallmauer knirschen, doch alles war umsonst. Zwar kamen wir eine Stunde vor Weiterflug in Frankfurt an, doch die Quantas wollte uns sieben und 13 Weitere partout nicht mehr mit nach Sydney nehmen. So kam es, dass man uns hier am Flughafen im ***** Hotel einquartierte, jeden mit einem 25 Euro ausstattete und Silvester an der Bar verbringen liess. Wir haben uns aber nix anmerken lassen und einen lustigen Abend verbracht. Nach einer kurzen Nacht im Doppelbett im Einzelzimmer und ausgiebiger Dusche, haben wir uns übers Frühstücksbuffet hergemacht, hier eine Konsumationsliste meiner Wenigkeit:

Rühreier
Speck
Nürnberger Würstchen
French Toast
Filettierte Mandarinen
Grapefruit-Filet
Vanillequark
Schokoladen-Croissant
Orangensaft
Heisse Schokolade
Sandwich mit einem halben tranchierten und gerösteten Rind (Unter dem Pullover rausgeschmuggelt)

Ihr seht, ich lasse die Lufthansa ordentlich bluten ;-)

Nun müssen wir die Zeit totschlagen bis um 23.30 Uhr unser Flieger nach Sydney via Singapur geht. Voraussichtlich werden wir nun einfach einen Tag später am Ziel sein als ursprünglich geplant. Hoffen wir nun darauf, dass wir dort auch unser Gepäck wiedersehen werden.

Bis dahin, alles Gute und ach ja: Happy New Year, Frohes Neues Jahr, Bonne année, god nytt ar

Euer Christian