Freitag, 13. Februar 2009

Kulturschock in die andere Richtung: g'day Sydney

Hallo meine Lieben,

Schon laenger ists her, dass Ihr von mir gehoert habt, doch lasst Euch sagen: ich bin wohlbehalten in Sydney angekommen.
Der Tag der Abreise aus Neukaledonien war schwierig und dies aus mehreren Gruenden: Am Vorabend wurde ein Abschiedsessen fuer Alice, Melanie und mich gegeben und die Abschieds-Coutume wurde zelebriert. Am naechsten Morgen dann sollten wir mit einem Minibus, den Jenny beim Nickel mieten wollte zum Flughafen gebracht werden (Der Flughafen Tontouta liegt etwa 45 km ausserhalb der Stadt). Eigentlich wollten wir um 9 Uhr dort sein, der Bus kam allerdings erst um 09.15 Uhr... Wir 3, Jenny, Watta, Dede, Laloy (Dedes Frau), Anicelle, Mandy, Debora und Jenny (alles Enkelinnen von Jenny und Watta) duesten also los gen Flughafen. Nachdem wir eingecheckt hatten (mein Rucksack wog 27kg), wurde es dann aber erst richtig heftig: es hiess Abschied nehmen. Jenny haengte jedem von uns 2 Muschelketten um und es wurde wohl zu fest gedrueckt beim umarmen, denn ueberall flossen Traenen aus den Augen. Was bleibt ist die erinnerung an wunderbare Menschen und die Hoffnung, sie dort, am Flughafen von Tontouta, nicht zum letzten Mal gesehen zu haben.

In Sydney angekommen ging es als Erstes darum, eine Bleibe zu finden. Schnell hatten wir naemlich festgestellt, dass die Tante die uns die Wohnung vermieten wollte, irgendwie nicht ganz Helle war. Jedenfalls waere es zu umstaendlich und zu unsicher gewesen, auf diesem Plan zu beharren. Nach einem kuzen Telefonat und einem "just take a cab and come over, mate." haben wir nun ein grosses Zimmer in einem Hostel an der Coogee Bay Road, in einem richtig tollen Viertel. Sydney ist wirklich schoen, auch wenn uns das Wetter einige Streiche spielt. Wir versuchen, die Hektik dieser Grossstadt ein wenig zu umgehen, da der Schock nach dem beschaulichen Inselleben doch recht gross ist.

Uebermorgen fliegen wir hier wieder weg und wenn alles nach Plan laeuft, kommen wir am Dienstag um 11.30 Uhr in Basel am Flughafen an.

Bis dahin wuensche ich Euch allen alles Gute und freue mich auf unser Wiedersehen.

mit lieben Gruessen,

Euer Christian

Montag, 9. Februar 2009

Neukaledonien - Klappe die Letzte

Meine Lieben,

In einem unerwarteten Gefühl der Hochstimmung findet Ihr mich an meinem gewohnten Platz, in der heruntergekommenen Schenke eines ebensolchen Asiaten. Es ist jetzt 10 Uhr morgens und ich hatte eben mein langersehntes Interview mit Paul Wamo, einem Poetry-Slammer, dessen CD ich selbstverständlich mit nach Hause bringen werde.
Morgen fliegen wir nach Sydney. So banal sich dieser Satz liest, so gewichtig ist sein Inhalt. Zum einen verlassen wir eine Insel voller Erinnerungen und Menschen, die uns ans Herz gewachsen sind. Ungewiss, ob wir sie jemals wiedersehen und uns für Ihre unglaubliche Gastfreundschaft, die Wärme mit der sie uns aufgenommen und die Herzlichkeit mit der sie uns verabschieden werden.
Zum Zweiten wartet Sydney, eine Stadt die jeder von uns schon besuchen wollte und nun endlich Gelegenheit dazu bekommt. Der letzte Kontinent, den die westliche Welt entdeckt hat. Eine Stadt, die mehr als 100x mehr Einwohner hat als Nouméa, ein neuer Flecken Erde, den es für uns zu entdecken gilt.
Und zum Dritten kommen wir der Heimat wieder ein Stück näher. Kilometerweise nur sehr bescheiden, doch gefühlsmässig mit Siebenmeilenstiefeln. Versteht mich nicht falsch, ich bin froh, die Erfahrungen dieser Feldforschung gemacht zu haben und bereue nicht, mich für diese Insel am anderen Extrem unseres Erdballs entschieden zu haben. Doch nun ist es genug. Selbst die Kälte, die mich zu Hause erwartet und die Sorgen des Alltags schrecken mich nicht, den es bedeutet auch, Euch alle wieder zu sehen.

So schliesse ich diese Kapitel meines Lebens und hoffe Ihr hattet ein wenig Spass daran teilzuhaben. Ich danke Euch für Euer Interesse und all denen, die mir diese Reise ermöglicht haben. Und ganz besonders denen, welche sich darauf freuen, mich wieder zu sehen.

Sydney à demain, Bâle à bientôt, La Caledonie à ...

mit lieben Grüssen,

Euer Christian

Freitag, 6. Februar 2009

Flora, Fauna, Ferienzeit Teil III

Meine Lieben,

Der Exkurs unter obigem Titel neigt sich dem Ende zu. Unser heutiges Thema lautet: Neukaledonischer Alltag, oder: "während der Ferienzeit geschlossen".
Der Zeitpunkt unserer Forschung ist aus mehreren Gründen nicht ideal: Hitzeperiode, Regenzeit, Zyklongefahr, aber vor allem Ferienzeit. Während der Ferien keht ein Grossteil der Kanak-Bevölkerung auf die Herkunftsinsel zurück (Lifou, Ouvéa, Maré, Tiga, Île des Pines) und die Weisse Bevölkerung fährt in die Ferienwohnung "en brousse" oder zum Urlaub nach Übersee. Was die Polynesier machen entzieht sich meiner Kenntnis, ziemlich sicher wird dabei aber ein Schwein geschlachtet und komplett verzehrt. Die Folge davon ist, dass Nouméa, welches ohnehin schon kleiner als Basel ist, sehr spärlich bevölkert ist und sämtliche Öffentliche Gebäude gefühlte 20 Minuten pro Woche geöffnet sind. Der Dienstleistungssektor ist ein Widerspruch in sich. Noch nie wurde ich als Kunde so schlecht behandelt wie in der Hauptpost von Nouméa, als wir uns erdreisteten eine halbe Stunde (!) vor Feierabend (der um 15.45 Uhr war), noch SIM-Karten für unsere Mobiltelefone erstehen zu wollen. Und dann wollten wir auch noch Einzeln zahlen! Verrückt! Es scheint nicht ohne Grund, dass den Caldoches eine Arbeitsmoral vorgeworfen wird, welche weder mit Arbeit noch mit Moral etwas zu tun zu haben scheint.
Der Einfachheit halber schildere ich Euch nun einen "durchschnittlichen" Tag in unserer Familie hier:

Um ca. 07.00 Uhr Morgens steht man auf, weil man sonst im eigenen Schweisse zu ertrinken droht. Schlaftrunken stellt man sich unter die Dusche, welche zwar einen Knauf für kaltes und einen für warmes Wasser hat, doch zweiterer dient lediglich der Dekoration. Nach dem man sich, am Boden liegend, per Herz-Lungen-Massage selbst wieder belebt hat, (das Herz gewöhnt sich einfach nicht an das Wasser das 30° kälter als die Luft ist) stolpert man nach draussen um Lipton-Beuteltee (nicht mit Beuteltier zu verwechseln) und die obligate Baguette zu sich zu nehmen. Dazu gibt es gesalzene Butter, deren Schmelzpunkt bei 600° liegt, und hin und wieder exotische Marmelade.
Dermassen gestärkt wacht man auf und beginnt, die Umgebung wahr zu nehmen. Edmond, der 2. älteste Sohn hat bereits um 06.00 Uhr mit der Arbeit beim Nickel begonnen (er arbeitet als eine Art Techniker), Watta, das Familienoberhaupt war bereits Brot holen und am Strand spazieren. Jenny, die Mutter des Hauses düst so geen 07.45 Uhr ebenfalls zum Nickel, wo sie das Sekretariat schmeisst. Dédé, der Stammhalter ist entweder auf dem Fischerboot, oder so dieses wie im Moment kaputt, noch im Bett. Gleiches gilt für den jüngsten Spross des Hauses Qanune, der Qanune mit Vorname heisst. Also Qanune Qanune (24). Er verlässt den Platz vor dem Fernseher und der Playstation nicht einmal zum schlafen und wartet darauf, dass er nach Quebec (Kanada) studieren gehen kann. Dies wird noch diesen Monat der Fall sein.
Gegen Mittag kommt Jenny nach Hause und es gibt Reis + X (es ist erstaunlich wie oft man Reis essen kann, ohne dass einem der eigene Körper die Funktion verweigert). Edmond kommt um 14.00 nach Hause und hat Feierabend, Dédé und seine Frau Laloi, die in einem Hotel arbeitet, gegen Abend. In der Zwischenzeit sind wir mit Interviews oder deren Vorbereitung, lesen, langen Gespr¨chen mit Edmond oder Watta oder einem Abstecher in die Stadt beschäftigt. Gut zwischendurch gehen wir auch an den Strand, doch viel seltener, als Ihr, geneigte Leser, Euch das jetzt ausmalt.
Der Abend wird dann zumeist mit einem Nachabendbrötlichen (noch ein Neologismus!) Kartenspiel, Film, oder Gespräch abgeschlossen. Relativ früh gehts ins Bett, so man nicht gerade in ein sehr spannendes Gespräch vertieft ist.

Ihr seht also, dass wir hier durchaus fleissig sind und nicht unter Palmen in der Sonne liegen und Mangos essen. ;-)

Ich schliesse hier und erzähle Euch den Rest zu Hause, obschon ich noch mindestens einmal über Neukaledonien schreiben werde, bevor ich abreise.

mit lieben Grüssen,

Euer Christian

Mittwoch, 4. Februar 2009

Werbung in eigener Sache

Da nun doch offenbar einige diesen Blog verfolgen, möchte ich die Gelegenheit nutzen, für etwas anderes zu werben, was mir ungemein am Herzen liegt:

Wie Ihr wohl wisst, trainiere ich 2 Handballteams des GTV Basel. Nun haben sich die Damen aus der 2. Liga dermassen angestrengt, dass sie 5 Runden vor Schluss auf dem 1. Tabellenplatz liegen. Leider hält das Zuschaueraufkommen nicht mit mit den tollen Leistungen der Spielerinnen, weswegen wir immer wieder vor leeren Rängen spielen müssen. Aus diesem Grund, wollte ich Euch an dieser Stelle die Daten unserer 3 letzten Heimspiele durchgeben. Ihr findet sie auch unter www.weyer12.jimdo.com Ich und das ganze Team würden sich über jede und jeden freuen, der\die ein Spiel anschauen würde.

Donnerstag, 19.02.2009, GTV Basel - RTV Basel, 20.15 Uhr, Freies Gymnasium

Sonntag, 22.02.2009, GTV Basel - TV Brombach II, 14.00 Uhr, Freies Gymnasium

Donnerstag, 19.03.2009, GTV Basel - TV Möhlin, 20.30 Uhr, Freies Gymnasium

Das Freie Gymnasium befindet sich am Scherkesselweg, zwischen Karl-Barth-Platz und Ulmenweg. Gerade die beiden erstgenannten Partien versprechen Brisanz, sind das doch die beiden Teams, gegen die wir unsere beiden Einzigen Niederlagen der Saison kassierten.

mit lieben Grüssen,

Christian

Flora, Fauna, Ferienzeit Teil II

Hallo meine Lieben,

Ich melde mich nach längerer Abwesenheit zurück. Eigentlich wollte ich gestern schon schreiben, doch hier hat es 36 Stunden non-stop geregnet, so dass die Motivation sich ausser Haus zu begeben auf ein Minimum gesunken ist.
Nun aber wieder zum Thema der heutigen Stunde für wissbegierige Pendler:

Fauna des Neukaledonischen Archipels:

Da neben der Botanik auch die Zoologie nicht zu den Schwerpunkten meiner Forschung gehören, bin ich auch hier nicht sonderlich expertiös (ein Neologismus, ich weiss). Die grösste Artenvielfalt finden sich hier unterhalb des Meeresspiegels. Von Fischen, über Seepferdchen, Seeschlangen, Krabben, Krebsen und Langusten bis hin zu Dugongs (Seekühe) und Wale gibt es hier vieles zu sehen. Ich war ein bisschen schnorcheln, habe aber rechtsumkehrt gemacht als ich einen kleinen Riffhai gesehen habe (Laura P. Du verstehst was ich meine). An Land ist das ganze dann weniger spektakulär, abgesehen von den Flughunden und Meerschweinchengrossen Grasshüpfern die einen hier attackieren. Es gibt eine Vielzahl von Fliegen, Mücken und dergleichen und Gott sei Dank auch die dazugehörigen Geckos die sie und sämtliche Nachtfalter verspeisen. Von Schaben und Käfern habe ich bereits erzählt. Säugetiere gibt es ausser den Flughunden keine endemischen. Hunde, Katzen, Schweine (auch die Wilden), Hirsche und Rindvieh wurden allesamt eingeführt. Einzig, James Cook berichtet noch von Ratten die es bereits gab, als er ankam. Zudem gibt es noch Haufenweise Vögel von denen die wichtigsten der Notou (eine übergrosse Taube) und der Cagou ( ein flugunfähiger, weisser!, rabengrosser Vogel, der gleichzeitig Wappentier der Insel ist).

Was die grössten Säuger hier, die Menschen betrifft, so gibt es hier eine Ethnien-Vielzahl, die beeindruckend ist:

die Melanesier sind hauptsächlich durch die Kanak vertreten und machen einen Grossteil der Bevölkerung aus.

Die hiesigen Polynesier stammen hauptsächlich aus Wallis & Futuna und Tahiti.

Die Asiatischen Volksgruppen bestehen aus Vietnamesen, Javanern und Chinesen

Und die weisse Bevölkerung teilt sich auf in Caldoches (pejorativ, bezeichnet die hier geborenen Weissen) und in Zoreilles (ebenfalls pejorativ für Métropolitains, zugezogene Franzosen oder sonstige Europäer).

Über den Alltag erzähle ich Euch dann in der nächsten Session der Lach- und Sachgeschichten aus Neukaledonien.

Mit lieben Grüssen,

Christian

Sonntag, 1. Februar 2009

Flora, Fauna, Ferienzeit Teil I

Hallo meine Lieben,

Da ein Blog eine interaktive Angelegenheit und nicht ausschliesslich ein öffentlich zugänglicher Monolog meinerseits sein soll, bin ich über Anregungen jederzeit dankbar. So wünscht sich mein lieber Onkel und Pendler, dass ich Euch Flora und Fauna des Landes, sowie das Leben in der Hauptstadt näher bringen soll. Sein Wunsch sei mir Befehl:

Zur Flora:

Etwas allgemeines zusagen fällt schwer, da die Flora je nach Ort sehr variiert. Das Land wird von einer Bergkette in eine Nord- und eine Südprovinz geteilt, zu welchen sich noch die Îles de Loyauté (Ouvéa, Lifou, Maré und Tiga) gesellen. Nouméa, das auf der Hauptinsel (Grande Terre) liegt, gehört zur Südprovinz. Die Vegetation hier ist tropisch und besteht hauptsächlich aus Kokospalmen und anderen tropischen Gewächsen, deren Namen mir ehrlich gesagt nicht vertraut sind. Viele Blumen und das 2. grösste Riff der Welt runden diesen Eindruck ab. Mehr davon mit bildern, wenn ich wieder zu Hause bin.
Im Norden herrschen tiefe, schier undurchdringliche Wälder und Weideland für die eingeführten Rinder vor. Leider konnte ich das nicht mit eigenen Augen sehe, da nur Alice und Mélanie im Norden waren.
Die Inseln sind sehr verschieden, Lifou, auf welcher ich war ist unheimlich dicht bewaldet und von Korallenfelsen durchwachsen. Ouvéa gilt als die "Île la plus proche du paradis". Mélanie und Alice machen sich Morgen zu diesem Flecken auf, der aus nichts als traumhaftem Strand zu bestehen scheint. Ich kann die Reise leider nicht mitmachen, da ich einerseits noch Interviews in Nouméa machen möchte, mir andererseits aber schlicht das Geld für die Reise fehlt.

Gut, die Zeit ist schon wieder fortgeschritten. Teil 2 folgt in den nächsten Tagen.

Bis dahin, seid alle herzlich gegrüsst.

Euer Christian

Donnerstag, 29. Januar 2009

ça bouge, ça roule

Hallo meine Lieben,

Die Woche neigt sich ihrem Ende zu, die Temperaturen werden erträglicher und der Wind bläst stärker. Ich komme langsam wieder auf Touren und die Langeweile und Gleichgültigkeit weicht dem literarischen und forscherischen Ehrgeiz der mir scheinbar doch innewohnt. Gestern hatte ich ein tolles Interview mit Denis Pourawa, einem jungen Kanak-Autor, bei dem ich überzeugt bin, dass wir dereinst auch in unseren Breitengraden von ihm Notiz nehmen werden. Dieses Gespräch hat mich geradezu beflügelt und so wurde mein Schlaf auch nicht von der schmählichen Niederlage beeinträchtigt, die Jenny mir beim Kartenspielen zugefügt hat.
Alice und Mélanie sind inzwischen hier, was vieles erträglicher macht und auch die Familie schmiedet viele Pläne für uns. So werden wir nächste Woche einen Tagesausflug zum Phare Amédée machen, dem Leuchtturm; der sich auf einer Insel in etwa einer Stunde bOotsfahrt von Nouméa befindet.
Ansonsten werde ich versuchen, mich mit Paul Wamo und Pierre Gope zu treffen. Ob ich mich mit Jean Vanmai treffen will, weiss ich noch nicht, ebensowenig ob es möglich sein wird, mit Déwé Gorodé zu sprechen. Doch wir werden sehen.

Ich hoffe jedenfalls, dass es Euch allen gut geht und Ihr die kalte Zeit gut hinter euch bringt.

mit lieben Grüssen,

Euer Christian