Freitag, 6. Februar 2009

Flora, Fauna, Ferienzeit Teil III

Meine Lieben,

Der Exkurs unter obigem Titel neigt sich dem Ende zu. Unser heutiges Thema lautet: Neukaledonischer Alltag, oder: "während der Ferienzeit geschlossen".
Der Zeitpunkt unserer Forschung ist aus mehreren Gründen nicht ideal: Hitzeperiode, Regenzeit, Zyklongefahr, aber vor allem Ferienzeit. Während der Ferien keht ein Grossteil der Kanak-Bevölkerung auf die Herkunftsinsel zurück (Lifou, Ouvéa, Maré, Tiga, Île des Pines) und die Weisse Bevölkerung fährt in die Ferienwohnung "en brousse" oder zum Urlaub nach Übersee. Was die Polynesier machen entzieht sich meiner Kenntnis, ziemlich sicher wird dabei aber ein Schwein geschlachtet und komplett verzehrt. Die Folge davon ist, dass Nouméa, welches ohnehin schon kleiner als Basel ist, sehr spärlich bevölkert ist und sämtliche Öffentliche Gebäude gefühlte 20 Minuten pro Woche geöffnet sind. Der Dienstleistungssektor ist ein Widerspruch in sich. Noch nie wurde ich als Kunde so schlecht behandelt wie in der Hauptpost von Nouméa, als wir uns erdreisteten eine halbe Stunde (!) vor Feierabend (der um 15.45 Uhr war), noch SIM-Karten für unsere Mobiltelefone erstehen zu wollen. Und dann wollten wir auch noch Einzeln zahlen! Verrückt! Es scheint nicht ohne Grund, dass den Caldoches eine Arbeitsmoral vorgeworfen wird, welche weder mit Arbeit noch mit Moral etwas zu tun zu haben scheint.
Der Einfachheit halber schildere ich Euch nun einen "durchschnittlichen" Tag in unserer Familie hier:

Um ca. 07.00 Uhr Morgens steht man auf, weil man sonst im eigenen Schweisse zu ertrinken droht. Schlaftrunken stellt man sich unter die Dusche, welche zwar einen Knauf für kaltes und einen für warmes Wasser hat, doch zweiterer dient lediglich der Dekoration. Nach dem man sich, am Boden liegend, per Herz-Lungen-Massage selbst wieder belebt hat, (das Herz gewöhnt sich einfach nicht an das Wasser das 30° kälter als die Luft ist) stolpert man nach draussen um Lipton-Beuteltee (nicht mit Beuteltier zu verwechseln) und die obligate Baguette zu sich zu nehmen. Dazu gibt es gesalzene Butter, deren Schmelzpunkt bei 600° liegt, und hin und wieder exotische Marmelade.
Dermassen gestärkt wacht man auf und beginnt, die Umgebung wahr zu nehmen. Edmond, der 2. älteste Sohn hat bereits um 06.00 Uhr mit der Arbeit beim Nickel begonnen (er arbeitet als eine Art Techniker), Watta, das Familienoberhaupt war bereits Brot holen und am Strand spazieren. Jenny, die Mutter des Hauses düst so geen 07.45 Uhr ebenfalls zum Nickel, wo sie das Sekretariat schmeisst. Dédé, der Stammhalter ist entweder auf dem Fischerboot, oder so dieses wie im Moment kaputt, noch im Bett. Gleiches gilt für den jüngsten Spross des Hauses Qanune, der Qanune mit Vorname heisst. Also Qanune Qanune (24). Er verlässt den Platz vor dem Fernseher und der Playstation nicht einmal zum schlafen und wartet darauf, dass er nach Quebec (Kanada) studieren gehen kann. Dies wird noch diesen Monat der Fall sein.
Gegen Mittag kommt Jenny nach Hause und es gibt Reis + X (es ist erstaunlich wie oft man Reis essen kann, ohne dass einem der eigene Körper die Funktion verweigert). Edmond kommt um 14.00 nach Hause und hat Feierabend, Dédé und seine Frau Laloi, die in einem Hotel arbeitet, gegen Abend. In der Zwischenzeit sind wir mit Interviews oder deren Vorbereitung, lesen, langen Gespr¨chen mit Edmond oder Watta oder einem Abstecher in die Stadt beschäftigt. Gut zwischendurch gehen wir auch an den Strand, doch viel seltener, als Ihr, geneigte Leser, Euch das jetzt ausmalt.
Der Abend wird dann zumeist mit einem Nachabendbrötlichen (noch ein Neologismus!) Kartenspiel, Film, oder Gespräch abgeschlossen. Relativ früh gehts ins Bett, so man nicht gerade in ein sehr spannendes Gespräch vertieft ist.

Ihr seht also, dass wir hier durchaus fleissig sind und nicht unter Palmen in der Sonne liegen und Mangos essen. ;-)

Ich schliesse hier und erzähle Euch den Rest zu Hause, obschon ich noch mindestens einmal über Neukaledonien schreiben werde, bevor ich abreise.

mit lieben Grüssen,

Euer Christian

1 Kommentar:

  1. Ciao Christian
    Erst einmal guten Abend aus dem eher kühlen und regenrischen Basel. In der kommenden Nacht wird uns sogar wieder leichter Schneefall bis in die Niederungen versprochen. Die Alpensüdseite ist quasi mit Schnee zugedeckt und In Lugano werden Schneeketten empfohlen. Die Schweiz hat bereits 4 Medaillien an der Ski-WM die Östereicher noch zero. Dann geht im Moment die Rückrunde im Fussball los, YB gegeb FCB vielleicht habe ich bereits Resultate wenn mein Kommentar geschrieben ist. Chimenez ist zurzeit in Basel und hat auch den Chrigu Gross kontaktiert. Der will aber nicht. Nun ist Xamax im Gespräch, mal sehen.
    Also was du uns da alles über die Vielfallt der Flora und Fauna erzählst ist ja richtig spannend. Ich stelle fest, dass dir die Geckos auch ans Herz gewachsen sind, leise und effizient gehen diese kleinen Freunde ans Werk.
    Dass die Arbeitsmoral nicht so die Beste ist, verwundert ja nicht wenn das Mutterland auch die 35Std. Woche kennt. Und mit den Öffnungszeiten hatte wir sogar in Australien zu kämpfen. Banken z.B. 09:00 - 15:00 Lunchtime inklusive. Wir sind doch sehr verwöhnt in unserem Heimat.
    Wenn du in Sydney ankommst und die Stadt erkundest empfehle ich dir ganz speziell den Bondi Beach. Ein einmaliger SPot in der Stadt, gute Restaurants (hoffe es gibt noch solche) dann die Beachboys und Girls, sehen und gesehen werden. Aber auch der Zoo und das Power House sind sehenswert. Und wenn die Zeit reicht dann sicher ein Ausflug in die Blue Mountains. Leider ist die Zeit immer knapp, aber ich denke auch ein Short Trip ist schön. So im Match ist immer noch 0:0 und ich gehe Essen. Der Temeratur angepasst gibt es heute ein Raclette.
    Beste Grüsse und weiterhin alles Gute
    Pender und Familie

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